Trust.Grow.Align Podcast mit Isabel Zadra

Interview mit Dr. Lisa Johnson: Reset The Mindset

Isabel Zadra Season 4 Episode 5

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Stell dir vor, Kulturkompetenz wäre kein abstraktes Schlagwort, sondern ein fühlbares Werkzeug: Du verstehst deine Werte, erkennst Auslöser, kannst Perspektiven wechseln und gehst ohne Angst auf andere zu. Genau dorthin führt unser Gespräch mit Ethnologin Lisa Johnson, Mitgründerin von GLUE, einer digitalen Lernplattform, die Kultur nicht als Liste von Regeln versteht, sondern als lebendigen Prozess, der bei dir beginnt. Wir tauchen ein in Selbstreflexion, Intuition und die Kunst, Fremdheit zu übersetzen – in Respekt, Neugier und Handlungssicherheit.

Lisa entpackt den heiß diskutierten Begriff kulturelle Aneignung jenseits von Empörungswellen. Sie zeigt an Musik und Mode, warum Kontext, Privilegien und Wertschätzung zählen, wo Profit und Unsichtbarkeit Schaden anrichten und wie echte Anerkennung klingt. Statt Zeigefinger setzen wir auf Tiefe: Wer spricht, wer profitiert, wer fehlt? Wir sprechen über Medienhygiene, Good-News-Pausen und Ehrenamt als Gegenmittel zum Gefühl der Ohnmacht. Kleine Inseln der Wirksamkeit machen Mut, entlasten und schärfen den Blick für das Wesentliche.

Ein roter Faden: Intuition als gelebtes Wissen. Entscheidungen aus dem Bauch sind kein Zufall, sondern das Ergebnis von Übung, Offenheit und Bescheidenheit. Teilnehmende Beobachtung aus der Ethnologie wird zum alltagstauglichen Tool: anpassen, zuhören, langsam deuten. Daraus entsteht eine Haltung, die Differenz aushält, Gespräch sucht und Brücken baut. Wir skizzieren eine machbare Utopie: Kulturkompetenz in Curricula, mehr Dialog in Teams, weniger Symbolkriege, mehr gemeinsamer Boden. Technik bleibt Werkzeug, aber Menschen gestalten Beziehungen. 

Du findest Lisa hier:

https://glue-net.org 

https://www.linkedin.com/in/lisa-katharina-johnson/ 

https://www.instagram.com/glue.globallearning?utm_source=ig_web_button_share_sheet&igsh=ZDNlZDc0MzIxNw== 

Buch Tipp: "Fast nichts Menschliches ist mir fremd" von Paul Bohannan und Dirk van der Elst 

App Tipp: Good News

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SPEAKER_00:

Herzlich willkommen beim Trust Grow Align Podcast mit mir, Isabel Zartran. Hier geht's nicht um Schönreden oder Lehre versprechen, hier geht's ums Eingemachte. Wenn du bereit bist, deine Ausreden loszulassen, dich deiner Wahrheit zu stellen und dein Leben wirklich in die Hand zu nehmen, dann bist du hier genau richtig. Ich rede Klartext. Und ich hab richtig Bock darauf, mit dir gemeinsam diese spannende Welt zu erkunden und einfach mal ganz ehrlich in den Spiegel zu schauen. Denn das ist das, was wir hier tun. Wir besprechen alle möglichen Themen, die dein Leben beschäftigen und auch meins natürlich. Lass uns gemeinsam den nächsten Schritt gehen. Trust yourself, grow beyond and align with your purpose. Los geht's! So, herzlich willkommen beim Podcast. Heute wieder eine Interviewfolge und ich freue mich total, einen Gast bei mir zu haben, den ich sehr schätze. Und heute ganz viele Gold Knuckles bestimmt vorbei sind für euch zum Thema Kultur, aber noch viel mehr. Die liebe Lisa ist bei mir und darf sich jetzt kurz vorstellen. Hallo Lisa.

SPEAKER_01:

Ja, hallo. Erstmal danke für die Einladung. Mein Name ist Lisa Johnson. Ich bin promovierte Ethnologin, also Kulturexpertin, Mitgründerin von Glue. Darüber reden wir vielleicht auch noch. Gerne. Dozentin und Migrationsforscher. Also ganz viele Hüter habe ich auf.

SPEAKER_00:

Ja, super spannend. Und ich finde gerade Glue, vielleicht steigen wir da mal kurz ein. Das ist ja das Neueste sozusagen, was du machst als Co-Founderin und erzähl uns mal darüber, weil ich finde es so spannend oder ich habe ja auch zu dir gesagt, das ist was, was für jeden was ist. Und eigentlich in der heutigen Zeit, wenn wir uns so umgucken, Nachrichten gucken oder Zeitungen lesen, fragt man sich, warum das nicht selbstverständlich ist und warum so ein Produkt überhaupt entwickelt werden muss eigentlich. Warum? Ja, erzähl mal.

SPEAKER_01:

Ja, also Glue ist eine digitale Lernplattform, die jeder online benutzen kann zum Thema Kulturkompetenz. Und der Schlüssel von Glue ist eigentlich, herauszufinden, wie kann ich für mich selber Kulturkompetenz erwerben. Und das ist bei uns eben nicht unbedingt Wissen über andere, so wie man das vielleicht aus so Kulturkniges kennt oder aus dem Reiseführer die Do's und Don'ts, sondern es geht ganz viel um Wissen über sich selbst. Also um Selbstreflexion, um Perspektivwechselspiele und rauszufinden, warum man sich eigentlich fremd fühlt in verschiedenen Situationen.

SPEAKER_00:

Das ist ja auch spannend. Also, das heißt, hier geht es ja auch viel um Intuition. Das würdest du ja dann damit unterstützen eigentlich auch.

SPEAKER_01:

Absolut, genau. Also es geht darum, die Selbstwahrnehmung zu stärken und auch herauszufinden, woher habe ich eigentlich meine Selbstwahrnehmung. Also was für Werte wurden mir mitgegeben, zum Beispiel durch meine Sozialisation, also in der Kindheit, aber auch durch mein soziales Umfeld, durch die Gesellschaft, in der ich lebe, ja, einfach mal zu reflektieren und dadurch zu lernen, wie gehe ich eigentlich auf andere zu. Und halt insbesondere auch auf kulturell andere. Und das muss gar nicht an Herkunft abhängig sein, sondern auch kann vom Geschlecht abhängen, vom Alter, also die Generation, in der man ist. Oder natürlich auch irgendwie, ja, Menschen, die andere Vorstellungen vom Leben haben, einfach so ganz grundlegend als man selbst.

SPEAKER_00:

Ja, und es ist, also eigentlich könnte man auch sagen, es ist ein Kurs zur persönlichen Entwicklung, zur Persönlichkeitsentwicklung.

SPEAKER_01:

Ja, genau. Also es ist schon wissenschaftlich fundiert, das Ganze, weil die Ethnologie als Wissenschaft vom menschlichen Zusammenleben, sage ich jetzt einfach mal. Also die Ethnologie schaut sich ja an, wie Menschen Kultur gestalten, warum, wo das alles herkommt, Traditionen, Werte. Also und da ist es halt besonders wichtig, einfach nochmal drauf zu schauen, woher habe ich eigentlich mein Wissen? Und wieso nehme ich das, was für mich normal ist als normal an? Also das ist eigentlich so ein bisschen das Ganze. Und von dieser Selbstreflexionsidee her, wissenschaftlich gesehen, kommt dann auch die Idee für Glue.

SPEAKER_00:

Spannend. Und warum glaubst du, hat die Ethnologie noch nicht mehr im Alltag einzugehalten? Also das ist ja so dieses, irgendwie beschäftigt es uns alle, irgendwie macht es uns ja aus, was du gerade beschrieben hast. Die Werte, das sind ja unsere, das ist ja unser Dasein, unser Ego speist sich daraus und das bestimmt ja bei vielen immer noch den Hauptteil des Lebens. Warum glaubst du, ist das noch so ein rein wissenschaftlicher Bereich, kein Alltagsbereich? Warum gibt es kein Fach in der Schule mit Ethnologie? Also das wäre ja eigentlich, ne, das ist ja Geschichte, ist es ja nicht. Das hat mit Geschichte und Bio im weitesten vielleicht was zu tun, klar.

SPEAKER_01:

Ja, ja, stimmt. So. Genau, ja, es gibt ja auch die biologische Anthropologie, also die Lehre vom Menschen quasi auf biodynamischer Ebene, sage ich jetzt mal. Aber nicht auf kultureller. Ja, unser traditionelles Bildungssystem sieht das nicht vor. Also weder in der frühen Pädagogik der Kindheit noch später in der Schulbildung. Es ist einfach nicht Teil von Curriculum. Die Ethnologie als Wissenschaft ist ja kein kleines Fach, aber auch kein Riesenfach. Und die tut sich schon schwer mit der Öffentlichkeitsarbeit, sage ich jetzt mal. Also es gibt ein paar Ethnologinnen in Deutschland, die ganz proaktiv angewandte Ethnologie machen. Also davon bin ich dann halt auch eine. Aber es ist ein Fach, ja, die Zusammenhänge sind ja oft schwer. Kultur ist überall und dann ist Kultur auch schnell nichts. Und es ist sehr schwer, eben eine One-Fits-All-Kulturtheorie oder Idee in die Welt zu tragen, sondern es gibt halt für es kommt immer auf den Mikrokontext an. Also das Große entsteht immer im Kleinen in der Ethnologie und deshalb ist es halt super schwierig zu sagen, wir haben so eine generelle Theorie, mit der wir jetzt raus in die Welt gehen und uns in Talkshows bei Land setzen oder so und sagen mal, wie wir es sehen. Weil auch in der Ethnologie gibt es natürlich unterschiedliche Strenge und Strömungen und Ausrichtungen.

SPEAKER_00:

Das verstehe ich, aber es ist ja so, wenn du es jetzt auch gerade beschrieben hast, in Verbindung mit Glue, dass es ja viel darum geht, dass man sich selbst auch wahrnimmt, also das Innere und dann im Außen natürlich seinen Platz besser finden kann in der kulturellen Umgebung, in der man ist, in der Familie oder im Unternehmen oder wo auch immer, auf einem Fest oder keine Ahnung. Dann wäre es auch für mich gar nicht logisch zu sagen, es gibt das, es ist so die eine Wahrheit oder so, müssen es alle machen, sondern mehr dieses Aufklären, um sich selbst zu finden oder selbst besser kennenzulernen und dann auch offener anderen Leuten gegenüber zu sein, was ja bedeutet, alles, was wir heute so extrem sehen mit Diskriminierung, Rassismus, dass das im besten Fall ja so nicht existieren würde, wenn jeder bei sich schaut, wo er steht und dann vielleicht auch versteht, okay, deine Werte sind anders vielleicht als meine Werte und trotzdem können wir normal miteinander umgehen, aber das ist ja zuweilen gar nicht mehr möglich.

SPEAKER_01:

Ja, genau. Also ich meine, das heere Ziel natürlich mit Clou wäre, dass jeder an diesen Punkt kommt, den du gerade beschrieben hast. Also an diesen Punkt, wo man sich mehr an seinem Inneren festhält, vielleicht auch und mehr reflektiert. Man muss nicht einer Meinung sein, darum geht es gar nicht bei Glue. Also es gibt, sondern es geht wirklich darum, sich selbst besser kennenzulernen und dann auch anders zu agieren. Und vielleicht auch weniger Angst zu haben, ist auch ein ganz wichtiges Thema vor anderen. Ja, weil das ist ja, glaube ich, schon was, was alle umtreibt momentan. Es ist viel Angst draußen in der Welt so. Und ich glaube, dass wir eben ein Produkt anbieten, das dich wieder mehr zurückführt zu dir und du dadurch Kompetenzen erwerbst, Perspektiven erwerbst, die dir helfen, dann wieder raus in die Welt zu gehen. Also genau dieser Schlüssel sozusagen zu setzen. Und ja, und die Idee kam eigentlich gar nicht von mir, sondern von Claudia, mit der ich das ja zusammen mache. Claudia Jung, meine Mutter, die mir eines Tages berichtet hat von einem Unternehmenskontext, in dem sie war, wo sie gesagt hat, du, Lisa, also die wollen Fachkräfte anwerben und die haben überhaupt gar keine Ahnung, was ihnen blüht. Die haben bisher nur eine Wohnung für die Leute. Und sie wissen überhaupt nicht, wie sie sie hier im Saarland bei uns integrieren sollen. Wir müssen da unbedingt irgendwas tun. Und ich so, ja, wie, ne, so typisch Wissenschaftler, ja, was sollen wir da tun? Ja, also das ist nun mal so irgendwie. Und dann meinte sie, nee, wir müssen uns was ausdenken, wie wir Leute dahin führen können, mit Kultur anders umzugehen. Und zwar richtig praktisch, praxisnah, leicht verständlich, für jeden anwendbar. Und ja, das waren fast zwei Jahre Weg, aber jetzt steht das Ganze und wir sind ganz, ganz froh und glücklich darüber und glauben, also haben super schon super großes Feedback bekommen.

SPEAKER_00:

Also ich war ja auch bei eurem ersten öffentlichen Auftritt sozusagen dabei und ich finde es, wie gesagt, es ist einfach für jeden was. Wir hatten ja damals initial für den Podcast drüber gesprochen, da ging es um kulturelle Aneignungen. Und vielleicht für alle, die zuhören, mal kurz, ich hatte mal drüber nachgedacht, mir auch Dreadlocks oder irgendwas zu machen. Ich glaube, so kam wir ins Gespräch, dass ich gesagt habe, oh Gott, aber was ist das für eine kulturelle Aneignung? Da hast du gesagt, sowas in der Art, nee, kann ich diesen Zahlen hier ziehen. Vielleicht kannst du oder können wir da mal drüber sprechen, weil gerade in der spirituellen Szene ist das ja so ein riesiges Thema. Und ich finde einfach, dass da so viele Stimmen auf Social Media sind und sowieso auf Social Media, wo du ja gar nicht mehr weißt, was stimmt, was stimmt nicht. Fake News mittlerweile mit KI weiß ja gar nichts mehr. Dann könnte auch jemand als Beweisbild ein Bild generieren und keine Ahnung, ob das echt ist oder nicht. Aber wie sieht es die Wissenschaft und wie siehst du es vielleicht persönlich? Weil ich sag mal, du hast ja privat auch durch deinen Mann auch eine ganz andere Verbindung, glaube ich, zum Thema Kultur nochmal.

SPEAKER_01:

Ja, ja, das stimmt. Also kulturelle Aneignung ist, glaube ich, jetzt so die letzten zehn Jahre so richtig gehypt in Deutschland. Das kommt eigentlich, ist aus den USA zu uns rüber geschwappt, so wie so vieles. Also muss man ganz ehrlich sagen. Also dieses Buzzword Cultural Appropriation ging nicht nur in der spirituellen Szene um, sondern auch gerade in der Musikszene. Ja, also alles, was Celebrities betrifft. Kim Kardashian war so die erste, die so ganz groß bezichtigt wurde, der kulturellen Aneignung. Und ich glaube, in allem, also die Theorie der kulturellen Aneignung, die ist uralt in der Ethnologie, sage ich jetzt mal. Also die kommt aus den 70er, 80er Jahren und die beruht letzten Endes nur auf der Idee, dass Kulturen sich eben austauschen. Und dass kultureller Austausch stattfindet, ich glaube, das ist unbestreitbar. Sonst, ja, also ich meine. Das ist ja der Sinn der Globalisierung. Also in Europa und in einer globalisierten Welt ist das, glaube ich, vollkommen verständlich. Es gibt kaum noch Orte auf dieser Welt, die nicht berührt sind von kulturellem Austausch, wenn überhaupt. Und genau, und es geht bei dieser Theorie eigentlich dann darum, dass innerhalb dieses Austausches Menschen sich neue Dinge sozusagen aus anderen kulturellen Kontexten aneignen und die in ihre eigene Kultur inkorporieren und damit was Neues machen. Und gerade in der Musik ist das ein Riesenthema, gerade in der Musikethnologie, also in der Musikforschung, weil natürlich, also wenn man sich die Geschichte der Musik anschaut und wie eklektisch Musik ist, also du greifst dir was aus dem Blues und aus dem Rap und machst daraus RB, sage ich jetzt mal. Dann sieht man, dass das eigentlich ein ganz normaler Transformationsprozess ist, kultureller, naturwissenschaftlich gesehen. Jetzt ist es aber so, dass in den letzten Jahren zunehmend Menschen sich Dinge angeeignet haben, die vielleicht nicht aus ihrem eigenen kulturellen Kontext stammen. Das ist erstmal das eine, aber damit auch Geld verdient haben. Und das ist immer so ein bisschen das Problem mit dem, was wir jetzt zu tun haben mit dieser kulturellen Aneignung, ist eigentlich, wenn sich Menschen an kulturellen Artefakten oder Gütern oder auch Hairstyles bereichern, zum Beispiel mit Produktlinien oder auf andere Art und Weise erfolgreich sind und dann aber nicht wertschätzen oder genug zeigen, woher eigentlich kommt das, was ich mir dazu eigen mache. Also ohne Wissen sozusagen dessen, was dieses kulturelle Gut aussagt. Und das ist eigentlich so die Idee von kultureller Aneignung und das wurde in den letzten Jahren immer mehr. Und ich glaube, das kommt auch daher, wenn man immer mehr abgrenzen möchte, das ist dir, das ist mir. Also wir sehen ja auch in der Welt immer mehr dieses Schubladendenken, dieses Abgrenzen. Eigentlich das, was wir in den 90er Jahren hinter uns gelassen haben, wo wir gesagt haben, wir sind a global world und alles schmelzt zusammen. Wir sind jetzt eigentlich wieder an dem Punkt, wo wir sagen, nee, wir wollen wieder die Gruppen bilden und wir wollen wieder abgrenzen und die Mauern hochziehen und die Grenzen dicht machen und so. Und dann sieht man halt, finden auch wieder kulturelle Abgrenzungsprozesse statt. Das ist eigentlich so eine Wellenbewegung in der Geschichte der Menschheit.

SPEAKER_00:

Okay, das kommt also immer mal wieder.

SPEAKER_01:

Es kommt immer mal wieder vor. Und wenn man es wissenschaftlich oder auch historisch betrachtet, dann braucht man sich eigentlich nicht so viele Sorgen zu machen, weil dann kommt wahrscheinlich auch wieder eine Zeit, wo man mehr zusammenkommt.

SPEAKER_00:

Aber es ist halt für mich so faszinierend, weil ich mir denke, am Ende des Tages, also wir kommen doch alle von dem gleichen, weiß ich nicht, Ursprung irgendwo her. Und deswegen ist es für mich in meiner sehr seltsamen Isabel-Logik manchmal, dass ich mir denke, aber wenn ich doch mal, und jetzt gerade spirituell betrachtet, wenn ich doch an Inkarnation glaube oder an Bies, und wenn ich mich doch, also wenn ich es natürlich schätze und also wertschätze und Ehre, also nicht mir irgendwas aneigne und sage, ja, okay, und jetzt verkaufe ich das teuer, Yoga, ist ja so ein extremes umstrittenes Thema. Und das kann ich auch verstehen, weil wenn das dann in eine ganz andere Richtung geht und da die Grundwerte nicht mehr vermittelt werden, schwierig. Aber was bei mir halt angekommen ist, war so dieses, ich war so verunsichert, weil ich mir gedacht habe, okay, wenn ich jetzt was für mich finde, gerade ich bin schon immer dem Buddhismus auch sehr zugewandt, aber darf ich das dann öffentlich teilen, dass mich das bewegt oder dass ich das in meinen Alltag integriere, weil es mir halt hilft. Und da fing es bei mir an, wo ich dann über diese Debatten gar nicht mehr wusste, darf ich das überhaupt? Ich glaube schon, dass auch indigene Völker natürlich wollen, dass ihr Erbe irgendwie weltlich anerkannt wird, im Sinne von schaut, was wir Tolles machen, und das stimmt ja auch, aber eben nicht nehmen und kaputt machen wahrscheinlich.

SPEAKER_01:

Also ich glaube, auf einer spirituellen Ebene stimme ich dir zu, es gibt halt dazu noch ein anderes Thema und das ist das Thema Privilegien. Also es ist halt einfach, sagen wir mal, weltlich gesehen kulturelle Aneignung, ein harter Fakt. Es gibt Dinge, die können Menschen, die zum Beispiel schwarz sind, sage ich jetzt einfach mal, nicht genauso tun wie jemand, der weiß ist.

SPEAKER_00:

Schlimm genug in diesem Fall.

SPEAKER_01:

Genau, also zum Beispiel bei einem Jobinterview einen bestimmten Hairstyle zu tragen, ist für einen Person of Color eine andere Geschichte als für jemanden, der weiß ist. Also es ist ein Spiel mit Privilegien, das auch stattfindet. Das muss nicht unbedingt nur sein, dass man dann Geld verdient an einem Produkt, dass man sich aneignet, sondern man muss sich, glaube ich, einfach, und dann sind wir wieder beim Thema Selbstreflexion, man muss sich eben, glaube ich, immer seine eigenen Privilegien bewusst sein, das auch gut reflektieren und dann auch sprechfähig sein, wenn man zum Beispiel auch damit konfrontiert wird. Und ich glaube, dann ist eigentlich schon ganz viel gewonnen. Und ich glaube, was nicht passieren sollte, so wie dieser Eklat zum Beispiel bei Gucci, die haben ja eine Bumerang-Handtasche verkauft. Also ein indigenes Zeichen der Aborigines und da gab es einen großen Aufschrei und es gab auch mehrere andere Marken, die in solche Kampagnen mit reingezogen wurden, wo solche Dinge passiert sind. Da fragt man sich dann natürlich, was will Gucci mit der Bumerang-Handtasche? Was soll das? Also, aber das ist dann gar nicht mehr spirituell, ja, sondern das ist wirklich reines, hartes Marketing. Ah, wir haben eine coole Bumerang-Handtasche. Also es gibt, glaube ich, mehrere Ebenen zu dem Thema kulturelle Aneignung und man muss halt immer schauen, auf welcher Ebene spricht man darüber. Und dann kann man das so ein bisschen auseinanderdröseln. Das ist gar nicht so einfach, sag ich mal.

SPEAKER_00:

Und wie, also wie kamst du denn zu diesen Themen überhaupt? Warum interessiert dich das denn so sehr? Vielleicht machen wir mal.

SPEAKER_01:

Also kulturelle Aneignung ist, glaube ich, mein allererstes Thema in der Ethnologie, mit dem ich mich viel beschäftigt habe, weil ich mit Musikethnologie angefangen habe, gar nicht mit Migration. Und damals für meine erste Buchpublikation eine Forschung gemacht habe mit Gentleman und Hans Söllner. Das sind beides deutsche Musiker, die auf ihre eigene Art und Weise Reggae-Musik für sich übernommen haben und Reggae Musik spielen und leben. Und Gentleman tut dies quasi eins zu eins. Also er spricht besser Patois als mancher Jamaikaner und hat quasi diese ganze Insel in sich aufgenommen und das nach außen getragen. Also er ist auch in Jamaika hoch respektiert und ein ganz gefeierter Musiker und ja, hat da was ganz Tolles erschaffen, musste sich aber auch schon in Interviews diesen kulturellen Aneignungsdiskursen aussetzen. Und dann gibt es Hans Söllner, er ist ein bayerischer Liedermacher und Musiker, vielleicht nicht so bekannt wie Gentleman in Deutschland, aber der auch Reggae macht, der aber das auf bayerisch macht und in seiner eigenen Art und Weise sich angeeignet hat und ja, die Bilder oder die Elemente von Reggae, die ja aus Rastafari stammen, sozusagen für sich übernommen hat und da ganz viel draus gebastelt und gebaut hat und damit auch sehr erfolgreich war. Und da bin ich sozusagen zu diesem, zu dieser Forschung über kulturelle Aneignung gekommen, über Musik.

SPEAKER_00:

Gab es Momente, wo du sehr überrascht warst? Also gibt es so eine Geschichte vielleicht, wo du sagst, okay, das war die crazieste Geschichte, die ich damit in Verbindung bringe, also wo du sagst, okay, da habe ich entweder was geforscht oder erfahren, was mir vorher nicht klar war, dass das auch zu kultureller Aneignung gehört? Oder war das für dich alles sehr eindeutig?

SPEAKER_01:

Also ich glaube, wenn du auf so einem Forschungsprozess bist, ich kann das jetzt nachtreten, das ist wahrscheinlich gar nicht mehr so, du bist so offen, ne? Du gehst ja ganz offen ins Feld und versuchst dich ja auch so leer zu machen. Also in der Ethnologie nennt man das auch Cultural Unlearning. Man versucht auch das zu vergessen, was man selber weiß, und sich oft offen zu machen gegenüber dem, was dann einen erwartet, sage ich jetzt mal. Und ich glaube, das ist so ein iterativer Prozess. Du kannst jetzt nicht nachträglich sagen, das war dieser Highlight-Moment. Aber ich glaube, was für mich einfach heute, was ich sagen kann, nachträglich wichtig ist, wir können kulturelle Aneignungen nicht an Hüten oder Haaren oder irgendwelchen Sachen festmachen, sondern wir müssen immer in der Tiefe sprechen. Wir können nicht so oberflächlich Sachen an die Wand sprechen. malen und dann sagen, na, das geht nicht und das und so eine Zeigefinger-Mentalität aufbauen gegeneinander. Weil das hilft gar nicht zu verstehen, warum, also was steckt dahinter? Was ist der soziale oder der kulturelle Mechanismus oder was sind die Privilegien oder nicht dahinter, warum empört sich hier jemand? Und ich glaube auch, wir müssen nachdenken, wer führt diesen Diskurs? Und ganz oft fühlen den Diskurs über diese Empörung nicht die Leute, die es eigentlich betrifft. Und das ist das, was mich auch so sehr daran aufregt, ist, dass es oft solche, naja, gut gebildeten, weißen akademischen Bubbles sind, die dann den Finger ausstrecken und sagen, hier herrscht kulturelle Aneignung, aber es sind gar nicht eigentlich diejenigen, die es betrifft, die sind gar nicht sprechfähig oder haben gar nicht das Sprachrohr, um so weit zu reichen. Und wenn, dann werden sie erst nachträglich gehört. Und so ist es bei vielen Themen, wo diese Diskurse so gesteuert sind. Und ich glaube, was mir auch nachträglich wichtig ist, ist, man sollte nie was mit böser Absicht tun. Ja, das ist auch klar. Man sollte sich seiner Privilegien bewusst sein, das ist auch, glaube ich, ein Fakt und sich selbst manchmal reflektieren, warum fasziniert mich eigentlich was so besonders und wie trage ich das in die Welt. Aber wir müssen sehr aufpassen über diese Rhetorik auch, die da stattfindet. Also das gehört denen, das gehört uns, weil Kultur ist ein Prozess, Kultur ist nichts Abgeschlossenes, nichts Statisches und nichts, was du in eine Box packen kannst und draufschreiben kannst. Ich weiß nicht, Deutsch. Also was ist deutsche Kultur? Wer weiß das schon? Es gibt diese nationalstaatlichen Vorstellungen von Grenzen so nicht in Kulturkontexten. Und deshalb muss man da ein bisschen aufpassen, dass man nicht versucht, Leute immer wieder in ihre Schublade zu packen. Und ich glaube, das ist das Wichtige, wenn man über kulturelle Aneignung spricht.

SPEAKER_00:

Ja, weil dann geht es ja auch viel um diese Erwartungshaltung, die ich dann ja gleichzeitig auch mit jemandem verbinde. So wie du sagst, also dieses Auf der anderen Seite der Medaille erwarte ich dann auch jemanden aus der Region oder aus dem.

SPEAKER_01:

Der muss dann automatisch auch sein oder so aussehen. Das ist wirklich Menschen sortieren. Also das ist schwierig. Einfach da muss man, also hinter der kulturellen Aneignungsideologie steckt ja natürlich auch die Idee von irgendeiner kulturellen Essenz. Also da ist irgendwas originär denen oder uns, wie auch immer. Und da muss man, da muss man vorsichtig sein. Da braucht man genauso viel Fingerspitzengefühl wie anders.

SPEAKER_00:

Was würdest du sagen, ist die größte Problematik in unserer Zeit? Oder war, also du hast zwar gesagt, wissenschaftlich gesehen ist das ja eine Welle, aber wenn man jetzt halt so gerade in die Welt, jetzt ist es Dezember 2025, man blickt dann so irgendwie ins neue Jahr und denkt so, boah, was passiert hier alles noch? Also gut, wir beschäftigen uns ja tatsächlich mit dem Auswandern aus verschiedensten Gründen, was auch mit dem Kulturthema natürlich ein spannendes Thema wird für uns auf so vielen Ebenen. Aber wenn man sich diese Debatten und Diskussionen weltweit gerade anguckt, ist ja alles irgendwie ähnlich gestimmt. Du hast es ja auch schon gerade gesagt, mit Grenzen hochziehen etc. Ich habe so zwei Fragen, wie wichtig ist es, hier weiter in Aufklärung zu betreiben und wäre es da nicht wichtig, wirklich noch mehr Stimmen zu bekommen, damit die Leute verstehen, okay, beziehungsweise ich habe manchmal das Gefühl, wir haben zwar, wir leben in einem Zeitalter der Überinformation und genau deswegen wissen die Leute gar nicht mehr, wo sie wirklich. Weil früher bin ich halt in, keine Ahnung, in den örtliche Bibliothek und habe mir das eine Buch dazu ausgeliehen und dann, okay. Aber jetzt gehe ich halt ins Internet und ich bin direkt überfordert, wo finde ich denn gute Informationen oder was würdest du den Leuten empfehlen, aus dieser Angst für sich vielleicht rauszukommen? Oder hast du irgendwie so fünf Tipps, neben dem, dass sie später alle Glue buchen, aber hast du vielleicht jetzt ein paar fünf Tipps, vielleicht oder drei Tipps, wo du sagst, okay, das ist jetzt mal was, wie Menschen, jeder individuell für sich, sich mit dem Thema auseinandersetzen kann malen.

SPEAKER_01:

Also genau, neben unserem Kurs, den ich absolut empfehlen muss hier, weil der genau das berichtigt, gibt es ein Buch, das ich sehr schön finde und das eigentlich jeder, der Ethnologie studiert hat, einmal gelesen hat, das heißt, fast nichts Menschliches ist mir fremd. Ich habe jetzt den Autor nicht auf der Kante. Das kommt nie schon. Aber genau, das ist ein sehr schönes Buch, das darüber spricht, wie sich das anfühlt, wenn man Fremdheitsgefühle hat und warum man die hat und wo die eigentlich herkommen. Und das Buch führt sehr schön durch verschiedene Beispiele und Welten und das ist eigentlich ein guter Start, um sich damit näher zu beschäftigen. Und ansonsten kann ich nicht sagen, was anderen gut tut. Ich kann nur sagen, was ich mache. Ich konsumiere nicht so viele Medien.

SPEAKER_00:

Yeah.

SPEAKER_01:

Also man, genau das, was du eben gesagt hast, man darf sich nicht so zukleistern lassen von 1000 Channels, die einem die Wahrheit auferlegen. Sondern man muss, glaube ich, wieder mehr ins Innehalten kommen. Man darf auch nicht so viele Nachrichten schauen. Man, nicht, dass man nicht informiert sein darf, aber man, diese ganzen Sensationsnachrichten über das nächste Schlimme. Es gibt eine tolle App, die heißt Good News. Die ist mal ein schöner Break gegenüber den üblichen Nachrichten, die so über den Ether gehen, weil man da mal so Dinge hört, die gerade super in der Welt laufen und auch andere Bilder sieht von der Welt. Nicht nur die Kriege und das Leid und der Hunger, sondern man sieht auch mal andere Perspektiven, die auch sehenswert und wissenswert sind. Das heißt jetzt nicht, du sollst dich vor der Welt verschließen und dich in ein stöles Kämmerlein zurückziehen und nichts mehr mitkriegen und nicht mehr Anteil haben an dem, was passiert, aber man muss die Lautstärke ein bisschen runterdrehen. Weil ich glaube, wenn man nur Medien konsumiert und sich nur zuschüttet mit dem nächsten Sensationsding, dann hat man gar nicht mehr die Kraft innezuhalten. Und ich glaube, dass momentan dieses Jahr hatte so ein Vollspeed, vielleicht auch nur meine Perspektive. Aber man muss sich so Inseln schaffen im Alltag, wo man nochmal durchatmen kann und nochmal nachdenkt und einfach nochmal sagt, naja, wo stehe ich eigentlich und warum denke ich das jetzt eigentlich gerade? Also so Reflexionszyklen einzubauen, das ist super, super wichtig, um nicht in Angst und Panik zu verfallen. Egal welches Thema, egal ob das außerweltlich ist oder im eigenen Kontext oder wie auch immer. Also deshalb, ich glaube, das sind so die Strategien und vielleicht auch helfen. Also, weil das ist auch was, Ehrenamt ist ein großes Thema auch für mich so, wo ich sehe, wenn du merkst, ne, sagen wir mal, du hast einen Bürojob, du sitzt den ganzen Tag am Computer, wenn du abends zuklappst, morgen geht es weiter. Du weißt gar nicht, was du an dem Tag eigentlich gemacht hast, weil du nicht mit deinen Händen arbeitest, sage ich jetzt mal, wie ein Bäcker, der ein Brot backt und der sieht seine fünf Brote, die er an dem Morgen dann gebacken hat. Und deshalb, Ehrenamt ist sowas, wo man selber total wirksam sein kann, weil man sieht am Ende des Tages, wenn du in der Suppenküche stehst oder in der Kleiderkammer oder wo auch immer in der Flüchtlingshilfe, was habe ich hier eigentlich getan? Da passieren gute Momente, positive Momente, menschliche Momente, wo du ganz viel mitnehmen kannst und auch nochmal näher dran bist am Leben, sage ich jetzt einfach mal.

SPEAKER_00:

Ja, mega schön, vielen Dank. Also ich kann das nur bestätigen, Nachrichten und sowas tue ich gar nicht, Zeitungen lesen tue ich gar nicht, aber ich bin deswegen nicht informiert. Und ich glaube, das ist das, was die meisten unterschätzen, dass sie denken, das ist der einzigste Weg, um sich, also so wie jetzt das Thema Unschooling bei uns kommt und die Leute denken, oh mein Gott, deine Kinder bleiben dumm, weil das Einzigste anscheinend für die Leute ist, dass die Kinder in die Schule gehen. Aber da merkt man ja auch schon, wie kimiert man ist auf bestimmte Themen. Also so von wegen gute Nachrichten bekomme ich einfach nur aus der ARA, wie heißt es, ARD, Tagessich, wie der Sender heißt. Ich zahle ihn zwar noch, weil, ja, aber Tagesschau und aus der Tageszeitung und es kommt einem gar nicht, dass das über andere Wege auch geht und das auch, so wie du sagst, vielleicht auch nicht alles relevant sein muss für mich, was da drin steht.

SPEAKER_01:

Das Wenigste ist tatsächlich für das Jetzt, in dem du dich gerade befindest, das Präsent, sage ich jetzt mal, in deinem Leben relevant. Sondern ja, es sind halt viele weltliche Themen, die ganz woanders stattfinden. Und das heißt nicht, dass man daran nicht anteilnehmen kann und dann vielleicht da auch irgendwie einen positiven Gedanken hinschicken möchte. Aber was kann viele, also was kann der Einzelne wirklich tun? Viele Menschen haben gar nicht die Kapazität dazu, aber die vielen schlechten Nachrichten, ja, rauben ihnen zusätzlich Kraft oder machen sie auch traurig oder führen sie eine Hilflosigkeit, weil sie nicht die Kapazität oder vielleicht auch nicht das Material haben, um eigentlich sich weiter daran zu beteiligen. Und deshalb glaube ich, ist es sinnvoll, sich manchmal mehr auf sich selbst zu fokussieren und weniger davon, von diesen vielen Sensationsnachrichten zu konsumieren.

SPEAKER_00:

Und ich finde es auch schön, was du gesagt hast, Thema Ehrenamt oder dieses Rausgehen, einfach mit anderen im Gespräch auch sein. Unbedingt. Offen zu sein, sich auszutauschen. Ich habe heute Morgen mit einer Freundin telefoniert und da ging es uns auch darum, weil ich habe ja den Buchclub und dann hat sie gesagt, ich liebe das, dass ich so alte Hobbys jetzt wieder habe, wie so ein Buchclub, wo die Omas hingehen, so hat sie es beschrieben. Oder ich habe gesagt, stricken, also das, was du beschreibst, mal wieder zurück zu sich, mal mehr, weil wenn ich dann stricke oder vielleicht auch mein Buch lese und meinen Gedanken nachhänge und nicht nur schnell, schnell, schnell, schnell, was eh schon um uns herum passiert, dann lasse ich mich auch leichter beeinflussen von den, wie du vorhin so schön gesagt hast, lautesten Sachen. Du hast gesagt, mal ein bisschen leiser werden. Weil ich glaube auch das ist dieses, und dann komme ich zum nächsten Punkt, wenn wir so weit weg von unserer Intuition sind, weil ich glaube schon, dass wir Menschen in unserer Grundform ja so sozialisiert sind, dass wir mit jedem zurechtkommen, sonst würden wir ja nicht überleben als Spezies. Also es muss ja so sein. Das heißt, jedes Kind aus jedem Kulturbereich kann ich woanders aussetzen und wenn es dort aufgenommen wird, wächst es in der Kultur auf und wird dort genau so aufgenommen. Punkt. Richtig. Das heißt, es ist ja in uns angelegt, mit allen zurechtzukommen. Und intuitiv würden wir wahrscheinlich die richtige Entscheidung treffen, wenn wir dazu eine gute Verbindung haben. Wie gut ist denn deine Intuition? Oder wie nutzt du sie oder was für Themen fallen dir ein zum Thema Intuition? Welchen Wert hat es in deinem Leben?

SPEAKER_01:

Also wissenschaftlich habe ich mich mit Intuition nicht beschäftigt. Das ist was rein Persönliches, was ich dazu sagen kann. Ich treffe 98 Prozent meiner Entscheidungen aus dem Bauch heraus. Schon immer. Und folge auch meinem inneren Kompass insofern, als dass ich oft schon Dinge vor meinem inneren Auge sehe, bevor sie eigentlich fertig sind. Also so eine Art Imagination oder wie man auch immer das sagen möchte. Und ich treffe nur wenige Entscheidungen, die dies braucht, auch dann rein rational und mit dem Kopf. Weil ich, es gibt so ein paar Entscheidungen, die muss man so treffen. Aber ich glaube so, die allermeisten Entscheidungen, die kann man eigentlich aus dem Bauch heraustreffen. Aber dafür muss man den Bauch erstmal kennen. Genau. Also das heißt, das ist so leicht gesagt, aber so diese innere Verbindung zu sich selbst, die muss man sich ja erstmal erarbeiten. Das ist ja erstmal Arbeit. Und jeder hat ein anderes Moment oder vielleicht auch eine andere Geschichte dazu, wie er da hingekommen ist. Ich kenne Menschen, die brauchten erst eine schwere Krankheit oder einen schweren Schicksalschlag, um dieses innere Licht zu finden. Ich kenne andere Menschen, die kommen so auf die Welt, dass es, haben die so mitgegeben bekommen und dann gibt es wieder andere, die sich da so hinwursteln. Und ich glaube, zu denen gehöre ich. Und das hat aber bei mir ganz viel damit zu tun, dass ich so viel im Ausland war. Also dass ich durch mein Ethnologiestudium einfach ganz lange an verschiedenen Orten in der Welt gelebt habe und da einfach diese ganzen unterschiedlichen Lebensperspektiven mitbekommen habe und dann ja einfach darüber, eigentlich über andere, mich selbst gefunden habe. So als Spiegel, so als Spiegel und vielleicht auch als ja, so alleine durch die Welt reisen, das macht was mit einem, das formt einem anders, als wenn du nur immer an einem Ort bist und immer nur in deinem gewohnten Umfeld. Total.

SPEAKER_00:

Das hat ja auch viel mit Selbstvertrauen zu tun, also sich selbstvertrauen, dem Bauch, wie du gerade sagst, aber auch dem Weg, der sich dann wohlbereitet, erst wenn man ihm geht. Genau. Wie war das denn für dich, würdest du sagen, dieses Vertrauen war auch immer gleich da, weil wenn du sagst, alleine durch die Welt, als Frau, weil ich kenne es so von mir, ich habe viele Sachen, Reisen oder so, auch alleine gemacht, wo ich für mich klar fand, ja, auf jeden Fall mache ich das alleine, aber mein Umfeld, oh mein Gott, kannst du nicht machen. Und ich wusste, ich bin aber im Vertrauen und ich weiß, dass mir nichts passiert, es ist alles gut. Gab es da für dich auch Momente, wo du das Vertrauen ins Schwanken gekommen bist, weil das Umfeld einen so versucht hat zu beeinflussen, dass das jetzt nicht so die richtige Entscheidung ist oder was heißt nicht die richtige Entscheidung, aber man so die Ängste von den anderen übergestülpt bekommt vielleicht.

SPEAKER_01:

Ja, also ich glaube schon, dass man das immer wieder hat im Leben. Aber ich muss schon sagen, dass ich, so wie ich aufgewachsen bin, da verdanke ich ganz viel meiner eigenen Sozialisation. Ich bin mit jemand aufgewachsen, mit meiner Mutter, die extrem tough ist, die mir sehr viel Selbstvertrauen vermittelt hat. Und natürlich auch meine Großeltern, die noch ein zusätzliches Fundament waren für mich. Wobei meine Großmutter, die schon eher Angst behaftet, wo gehst du hin? Die nie außerhalb von Saarland und in Frankenland war, weil das ist ihre Heimat. Also die hat mir schon natürlich Ängste mitgegeben, aber ich habe immer zu ihr gesagt, du, mir passiert nichts. Also das ist so, ja, again, irgendwie so eine innere Stimme, innerer Kompass. Ich habe eigentlich nie das Gefühl gehabt in meinem Leben bis heute nicht, dass mir irgendwas Schlechtes passieren kann. Und dann sind wir beim Thema Mindset. Also heißt das jetzt Neudeutsch, sage ich jetzt mal.

SPEAKER_00:

Ich hätte jetzt Urvertrauen noch gesagt, aber auf jeden Fall.

SPEAKER_01:

Jetzt ist es Mindset, jetzt gibt es diese ganzen Bücher und Ratgeber, wie du dieses Mindset erwerben kannst, aber das ist auch alles, wie gesagt, schön niedergeschrieben und schön gesagt, wenn du es dann nicht umsetzen kannst. Es geht eigentlich um so eine Art positive Geisteshaltung. Also dass du anstatt, wenn du morgens aufstehst, zu sagen, boah, was ist denn heute wieder alles so schlecht oder was könnte denn alles Schlechtes sein, dass du halt immer versuchst, dich auf das Positive zu fokussieren. Und das ist eine tägliche Praxis. Das ist wirklich Arbeit und das fliegt einem nicht zu. Und es gibt auch Tage, wo es nicht so ist, aber sagen wir mal, wenn du es an den allermeisten Tagen schaffst, dann hast du viel erreicht. Und dann kannst du auch näher kommen, glaube ich, zu diesem intuitiven Vertrauen, weil du lernst, ah, das hat geklappt. Dann klappt wieder das nächste. Und je mehr klappt in deinem Leben, klappt, klappt, klappt, desto mehr sagst du, ja, das nächste klappt auch. Weil das ist die Erfahrung, die sich dann so einsedimentiert und immer mehr wird.

SPEAKER_00:

Ja, genau. Ich finde es sehr spannend, du hast am Anfang zu dem Thema Kulturkompetenz ja gesagt, dass es viel darum geht, bei sich zu sein, auf sich zu hören, seine Werte herauszufinden, um dann besser in den Austausch mit anderen zu gehen. Und wenn ich jetzt zu deiner Beschreibung von der Intuition zuhöre und dem Bauchgefühl, klingt das sehr ähnlich. Würdest du sagen, das ist das Gleiche eigentlich, beziehungsweise wenn ich in meiner Intuition so gestärkt bin, dann suche ich mir auch die entsprechenden Menschen, mit denen ich mich austausche, um mein Feld zu vergrößern. Oder dann habe ich, ich brauche dann ja auch keine Angst haben, irgendjemanden zu treffen, der mir irgendwas Böses antut, sondern wenn ich halt neugierig braucht vielleicht auch eine gewisse Neugierde auf andere Menschen, Kulturen, wie auch immer, zu sagen, ich bin nicht verschlossen, dass ich alles weiß auch, sondern dieses.

SPEAKER_01:

Ja, genau, ganz wichtig, ja, Neugier auf jeden Fall, ich glaube, es ist auch so, dass keiner Ethnologie studiert, der nicht dazu irgendwie, also nicht irgendwie neugierig ist, auf in Anführungsstrichen andere Kulturen. Weil das ist, glaube ich, der erste Kniff, warum du überhaupt so ein Studium anfängst. Und dann kommt das, also Neugier auf jeden Fall. Und das zweite, was du gesagt hast, Bescheidenheit ist ein riesengroßes Thema. Gerade wenn du woanders bist mit anderen und womöglich auch noch bei denen zu Hause lebst, in einer Gastfamilie, wie viele von unseren Kolleginnen und Kollegen das machen. Oder auch in einem Dorf bist, irgendwo in Südindien, ja, sage ich jetzt einfach mal, also wirklich, EthnologInnen gehen ja an die verrücktesten Orte dieser Welt. Da gehört Bescheidenheit unbedingt dazu, weil du musst dich an die Rhythmen des Lebens der anderen maximal anpassen. Also du musst eigentlich dich einmal über Bord werfen und dich dann da integrieren. Auch deshalb nennen wir es ja auch unsere Methode auch teilnehmende Beobachtung, weil wir nehmen teil und beobachten gleichzeitig. Also und dadurch lernst du einfach ganz viel und dadurch schaust du dir Dinge ab. Und ja, ich glaube schon, dass auch das Teil ist von unserem GLU-Projekt, dass man Menschen mit diesem Basiskurs, zumindest ansatzweise, in diese ersten Tools, in dieses erste Rüstzeug hineinführen kann, genau dies zu tun. Aber es ist halt auch nur ein Basiskurs. Also da glaube ich. Genau, bis jetzt ist es erstmal der erste Schritt, überhaupt dorthin so mal auszutesten, wie fühlt sich das an, sich mal damit näher zu beschäftigen. Und ich glaube, jeder kann dafür auch ganz, ganz viel für sich selbst gewinnen und nicht nur sozusagen dann mit anderen besser klarzukommen, sondern auch mit sich selbst vielleicht besser klarzukommen, weil man dann sagt, ach guck mal, das ist ein Wert, der für mich wichtig ist. Aber das wusste ich gar nicht. Also da passieren ganz viele tolle Dinge auf dem Weg dahin und ja, ich glaube, das ist sehr wertvoll.

SPEAKER_00:

Superschön, was denkst du denn? So, wir gehen jetzt mal so in die Utopie, wenn jeder euren Kurs jetzt machen würde. Wie würde unsere Welt dann aussehen?

SPEAKER_01:

Oh. Ja, also wir wünschen uns das sehr, dass das Teil jedes Curricula wird. Das wäre toll. Und es wäre auch toll, wenn es bereits früh beginnt, weil es ist einfach so, dass es auch wissenschaftlich belegt, Menschen lernen früh besser und je früher Menschen lernen, solche Kompetenzen erlernen, solche Perspektivwechsel erlernen, desto einfacher können sie das in ihr Leben integrieren. Wenn du das erst mit in einem höheren Alter, wo du schon eine gefestigte Persönlichkeit bist, wo du schon deine Weltsichten hast, dann ist das viel, viel schwerer nochmal so einen Schritt zurückzumachen und nochmal sich neu aufzustellen, sage ich jetzt mal. Und deshalb, wenn alle es hätten, boah, keine Ahnung. Also ich glaube, wir hätten eine andere Politik, wir hätten eine andere Gesellschaftsstruktur und ich glaube auch, wir würden anders zusammenleben. Also es gibt vielleicht ganz andere utopische Welten, also was wie Tauschökonomie wieder oder sowas oder mehr Bestrebungen, wirklich den Klimawandel ernst zu nehmen. Andere Tätigkeiten. Themen, weniger Fleischkonsum. Also da gibt es ganz viele Themen, glaube ich, die dann auf einmal utopischerweise relevant werden würden. Und ich glaube auch, dass viele, viele junge Menschen andere Berufe wählen würden, weil sie sich selbst besser kennenlernen würden und nicht denken würden, ah, ich muss jetzt BWL studieren. Ich nehme es jetzt einfach mal als Beispiel, weil dann kann ich ja einen sicheren Job haben und Geld verdienen und in die Rentenkasse einzahlen, weil das ist auch nicht die Zukunft mehr dieser Welt. Und ja, ich glaube, es wäre utopischerweise ganz anders, aber ja, Reset the Mindset, ja, also sehr schön.

SPEAKER_00:

Reset the Mindset. Das wäre vielleicht ein cooler, schöner Titel für die Folge. Genau. Reset the Mindset. Aber ich finde es superschön, wie du das beschreibst. Also ich kann das vor mir bildlich sehen, weil ich habe gerade gedacht, das, was du beschreibst, auch dieser Austausch und dieses Miteinander-Leben. Wie viele von uns haben zum Teil jetzt bei uns vielleicht nicht in der Ortschaft, aber Angst, alleine abends noch rauszugehen, gerade vielleicht als Frau noch. Wir leben halt in Deutschland, was schon crazy genug ist, dass das hier so ist. Aber dann wird zum Beispiel sowas wie Dubai oft erwähnt, du ist ja alles überwacht, mit Kameras super sicher. Und ich denke mir halt, ja gut, aber ich will ja nicht dauernd überwachen, also warum können wir nicht normal einfach sicher miteinander umgehen? Und was du gerade beschrieben hast, da habe ich das gerade für mich im inneren Auge gesehen, dass wenn jeder diesen Kurs machen würde, dann hätten wir einen sicheren Umgang miteinander, bräuchten aber nicht an jeder Straßenecke vielleicht eine Kamera und eine Digital ID, damit man alles aufnehmen kann, weil es selbstverständlich wäre, dass man ordentlich miteinander umgeht.

SPEAKER_01:

Ja, ja. Also ich meine, diese ganzen Technologielösungen für alles, ich meine, der Mensch hat so viel entwickelt. Wenn man sich mal die Geschichte der Menschheit anschaut, vom ersten Steinwerkzeug, sage ich mal, bis jetzt ist echt viel passiert. Aber das Problem ist, dass das aktuelle System, in dem wir leben, egal wie man das jetzt bewerten möchte, die Lösung ist immer eine technologische. Also das heißt, auch wenn jetzt uns der Klimawandel in 20 Jahren hier 50 Grad beschert in Südspanien, dann sind technogratische Lösungen nicht weit, sage ich jetzt mal. Es wird immer nach einer technologischen Lösung gesucht, statt zu überlegen, braucht es die eigentlich überhaupt? Also der Mensch sucht immer natürlicherweise nach Lösungen für die Probleme, die er selbst kreiert. Aber die Frage ist, sind diese technologischen Lösungen tatsächlich die, die uns langfristig auf diesem Planeten halten und weiterbringen? Oder wäre nicht an der einen oder anderen Stelle vielleicht auch eine nicht-technologische Lösung besser geeignet?

SPEAKER_00:

Ja, also das, ich verstehe dich. Das Thema ist, dass ich glaube, wir ja mehr zur Mutter Natur zurückfinden dürfen. Da sind wir ja auch wieder bei dem Thema Kulturkompetenz, hat, finde ich, ganz viel mit dem Thema auch irgendwie zu tun in meiner Welt Mutter Natur, bitte. Hast du das Gefühl, dass die neuen Generationen von sich aus vielleicht schon mehr dorthin kommen? Weil ich finde, diese vielen Bewegungen, habe ich so das Gefühl, kommen eben ja auch immer von den nachfolgenden Generationen, also jetzt nicht jetzt von der neuesten Generation, sondern immer schon ist das ja so, dass gewisse Entwicklungen angetrieben werden. Im besten Fall positive Bewegungen. Und ich habe schon den Eindruck, zumindest wenn man sich so gewisse Bereiche anguckt, manche sind auch ein bisschen verstörend, aber viele sind so, wo man das Gefühl hat, okay, die jungen Leute haben jetzt schon die Schnauze voll von dem Mist, den wir alle so verzapft haben und die verstehen schon sehr genau, auf was sie zu achten haben. Würdest du das bestätigen oder ist das so mein Bubble-Denken nur?

SPEAKER_01:

Nee, ich glaube, ich würde das bestätigen, dass immer die junge Generation ist, die das trägt und in sich trägt und auch formiert und dann wirklich auch nach außen trägt. Die Frage ist immer, wie lange machen die das? Weil wenn ich mit meiner Tante spreche, die heute 70 ist, dann erzählt sie mir, ja, wir haben uns früher auch an die Gleise gekettet und gegen den Atomstrom demonstriert. Und für sie ist das Thema Klimawandel schon immer ganz wichtig. Und sie hat da früher selber auf der Straße gestanden, aber die Frage ist ja, wie viel ist dann seither passiert? Grusel nicht, eigentlich. Also wir haben natürlich technologische Lösungen gern neue gefunden. Windkraft, Solarkraft und hast du nicht gesehen. Aber es ist ja alles eigentlich nicht das, was uns wirklich weiterbringt. Also wenn man sich die letzte Weltklimakonferenz angeschaut hat und auch aktuelle klimatische Situationen anschaut, in Südostasien, in der Karibik, es gibt tausende Situationen, wo jetzt wirklich richtig heftige Flutwellen, Wirbelstimmen und so. Ich meine, ich habe letztens erst einen Vortrag von jemand vom Helmholtz-Klimainstitut auf einer Konferenz gesehen, der wirklich ein schauerhaftes Bild uns malt, also dass schon in zehn Jahren hier richtig losgeht. Also es ist wissenschaftlich ja alles, es liegt alles vor. Aber ja, die junge Generation, die trägt das und es bewegt sich auch was im Kleinen, aber dass die großen Schritte, die gegangen werden müssten, weltweit und nicht nur Deutschland, die werden nicht gegangen. Und ich habe eher das Gefühl, dass fast die Leute schon wieder so einen Überdruss haben, also so ein Klimaüberdruss und sagen, oh nee, also das Thema, jetzt möchte ich es aber auch nicht mehr hören. Weil das wird dann in den Medien auch wieder so endlos bespielt, bis keiner mehr Bock drauf hat, weil die Kommunikation einfach schlecht ist.

SPEAKER_00:

Statt das, ja, also. Es wird nicht aufgeklärt oder auch gesagt, wie jeder vielleicht im Kleinen was tun kann, sondern immer nur das Big Picture, unsere Welt geht bald unter. Und wenn du nichts änderst, was auch immer dann das bedeutet, und das überfordert die Leute wahrscheinlich.

SPEAKER_01:

Genau, und statt wirklich wieder wirksam zu werden im Kleiden, ja, das ist ja immer das, was ich sage. Wirksam werden im Kleinen ist das, was hilft, konzentriert sich wieder jeder nur auf dieses Riesending, das auf uns zukommt. Und dann ist es so wie bei Asterix und Obelix und den Gallien, möge der Himmel uns nicht auf den Kopf fallen. Also es ist so ein bisschen, ja, Kopf in den Sand, Vogelstraußtechnik. Dann kann keiner, hat eine Idee, was er jetzt eigentlich machen soll. Ja, ein paar Leute kaufen sich dann ein E-Auto, der andere versucht nur noch zweimal die Woche Fleisch zu essen. Alles gute Sachen, aber es müsste, sagen wir mal, von der Meta-Ebene müsste viel mehr kommen. Und das tut es nicht. Weil einfach Kapitalismus und technokratische Lösungen immer noch das sind, was das Ganze anführt. Und das ist einfach so.

SPEAKER_00:

Ja, ja, ja. Gibt es irgendwas, du hast ja jetzt schon die Buchempfehlung, glue, das praktisch alles in die Shownotes, deine eigenen Erfahrungen. So vielleicht deine Erfahrung, du hast ja auch gesagt, bist sehr viel gereist. Du hast, gehe ich mal davon aus, nur positive Erfahrungen gemacht. Oder auch schlechte Erfahrungen. Weil ich sage mal, wenn ich jetzt daran denke, wo ich überall war, ich habe nur hier, man malt sich das immer so aus, okay, oh Gott, wie ist es dann dort? Aber ich wurde bisher immer überall gut aufgenommen. Ich war, also ich habe nur freundliche Menschen, egal wo getroffen. Naja gut, Galizien, Spanien ist so ein anderes Feld, aber okay. Sonst nur nette Leute, hilfsbereite Menschen, also auch da, die Welt wird immer so dunkel und jeder ist jetzt egoistisch und niemand teilt mehr irgendwas und alle sind gemein. Aber gerade hatte ich das Gefühl, wenn ich irgendwo fremd war, dass die Leute noch hilfsbereiter eigentlich waren. Wie ist da deine Erfahrung so?

SPEAKER_01:

Also schlechte Erfahrungen habe ich eigentlich keine gemacht. Also natürlich, man wird mal krank oder sonst wel, aber alles nichts, was mit anderen zu tun hat, ja. Aber ich habe immer das Gefühl, wenn ich raus in die Welt gehe, denke ich immer darüber nach, wie müssen sich Menschen fühlen, die zu uns kommen. Level Gastfreundschaft ist in der Welt deutlich größer ausgeprägt, deutlich höhere Kompetenz sozusagen auf Fremde zuzugehen, auch mal zu fragen, wer bist du, wo kommst du überhaupt her, was machst du hier? Einfach mal auf Leute zugehen, Interesse zeigen, Neugier, vielleicht auch manchmal sehr große Neugier, das ist auch okay. Aber ich bin bisher überall, wo ich war, sehr gastfreundlich empfangen worden und auch immer unterstützt worden bei dem, was ich gemacht habe. Auch wenn für die Leute darin gar kein eigener Nutzen lag in dem Moment. Ja, das kann natürlich eine ganz individuelle Erfahrung sein von mir, aber ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde es immer so, wenn man in die Welt rausgeht, die ist deutlich gastfreundlicher als jetzt vielleicht so Deutschland auf den ersten oder zweiten Blick ist. Ich habe immer das Gefühl, wenn man anderswo in der Welt ist, Europa ist so grumpy. Wie so ein alter, saurer Großvater, der keinen Bock mehr hat. So kommt mir Europa gerade aktuell vor. Das war auch mal anders. Und ich hoffe, dass es auch wieder anders wird. Aber aktuell ist es so, glaube ich, ist es woanders tatsächlich, etwas netter als bei uns hier so in den Gefilden. Also raus in die Welt.

SPEAKER_00:

Raus in die Welt. Sehr schön. Gibt es noch etwas, wo du sagst, das würde ich gerne auf jeden Fall noch ansprechen. Das liegt mir noch am Herzen, das sollen die Leute wissen. Oder haben wir alles angesprochen, wo du sagst, das war jetzt schon wichtig. Und ich sage mal, ich glaube schon, dass man die Folge gerne ein, zwei, dreimal hören darf, weil da sehr viele Ebenen drin sind, je nachdem, wie weit jeder für sich in dem Thema drin ist, muss man das eventuell nochmal hören, weil man vielleicht mit gewissen Teilen sich denkt, ah krass, ja, das muss ich jetzt erstmal integrieren. Also ihr dürft die Folge mehrfach anhören. Aber hast du noch was zu ergänzen vielleicht?

SPEAKER_01:

Also, was mir immer wichtig ist, und das ist auch was, was ich selbst gelernt habe über die Zeit, wo ich mich als Person weiterentwickelt habe, ist, man hat so verschiedene Phasen im Leben. Manche sind spiritueller, andere sind eher davon geprägt, dass man schauen muss, wo der Rubel rollt. Und ich glaube, es ist besonders wichtig im Leben eine Balance zu finden. Und ich meine nicht Work-Life-Balance. Das ist ein völlig falsches Ideal oder eine völlig falsche Vorstellung. Aber dass man versucht, eine Balance zu finden zwischen dem Spirituellen und dem Materiellen, egal wie das für einen persönlich aussieht. Ich glaube, das muss das Ziel sein, um konsequent an den Punkt zu kommen, andere zu bereichern oder auch was für die Gesellschaft oder für das nähere Umfeld oder egal wo man wirksam sein möchte, zu tun. Weil wenn man an beiden Ecken krankt, egal auf welcher Ebene, kann man nicht selber sich verfügbar machen, sage ich jetzt mal. Sondern dann kommt man gerade so durch. Und deshalb ist es, glaube ich, wichtig, dass man so auf beiden Füßen steht.

SPEAKER_00:

Sehr schön. Finde ich sehr gut. Klingt toll, ist ein schöner Abschluss. Wo findet man dich denn jetzt, wenn man jetzt sagt, okay, jetzt möchte ich aber mit ihren Kontakt oder das Gluthema. Ich packe alles in die Shownotes, aber vielleicht möchtest du nochmal erzählen, es gibt ja einen Instagram-Kanal und eine Webseite und wo findet man euch zu diesen Themen oder vielleicht auch zu anderen Themen? Wie kann man sich vernetzen?

SPEAKER_01:

Also alles, was ich so mache, findet auf Instagram statt oder auf LinkedIn. Aber hauptsächlich auf Instagram einfach Lisa Katharina Johnson. Lisa Katharina Johnson. Und auch Glue ist dort at glue.globallearning. Und unsere Webseite glue-info.org. Da kann man auch den Kurs buchen. Und ja, der ist auch echt nicht teuer. Und wir haben gerade auch noch ein Special. Mit Glue 25 gibt es 25% Rabatt. Sehr cool. Extra für die Feiertage. Jeder feiert ja was anderes, deshalb Feiertage. Ja. Genau. Und ja, ist vielleicht auch ein schönes Weihnachtsgeschenk, weil es was Sinnvolles ist.

SPEAKER_00:

Ja, finde ich sehr gut. Vielen Dank, es hat mir mega Spaß gemacht. Und ich fand es, wie ich schon angekündigt habe, sehr bereichend. Ich habe auch wieder was mitnehmen dürfen für mich. Und vielleicht bis bald, gerne. Ja, vielen Dank.